GGB-Herbsttagung im Oktober 2018
Im November 2017 habe ich meine Ausbildung zur Gesundheitsberaterin GGB erfolgreich abgeschlossen. Nun, knapp ein Jahr später, machte ich mich ein weiteres Mal nach Lahnstein auf, um zum ersten Mal an einer der berühmten Tagungen teilzunehmen, die von der Gesellschaft für Gesundheitsberatung zweimal jährlich – im Frühjahr und Herbst – organisiert werden. Auf dem Programm stand ein perfekter Mix an Themen aus unterschiedlichen Sektoren – allesamt aus einem ganzheitlichen Blickwinkel. Noch dazu war mit der Tagung ein großes Jubiläum der GGB verbunden. Die Gründung lag nämlich exakt 40 Jahre zurück.
Unglaubliche 1.000 Personen nahmen an den Gesundheitstagen teil und reisten hierfür von Nah und Fern an, um eine Reihe an großartigen Rednern zu erleben. Hier nur einige Highlights der Themen, die mich besonders beeindruckt haben.
Ökologischer Landbau
Alexander Agethle entführte uns in die Gemeinde Mals in Südtirol, nur zehn Autominuten von der Schweiz und Österreich entfernt. Hier entstand eine Bürgerinitiative, da die Bewohner nicht länger tolerieren wollten, dass durch starke Windböen Gifte von anderen Landwirten auf ihren biologisch bewirtschafteten Feldern landeten. So gelang es ihnen, in der gesamten Gemeinde eine Landwirtschaft völlig ohne toxische Substanzen aufzubauen. Damit haben die Bewohner der zweitgrößten Gemeinde Südtirols ein Konzept etabliert, worum sie von vielen anderen Ortschaften beneidet werden. Besonders bei Agethles Aussage, dass alle Rinder, Schweine und Hühner so viel Getreide bekommen, dass es für fünf Milliarden Menschen reichen würde, blieb ich hängen. Dabei ist die Kuh – übrigens das meisterforschte Haustier – ja in Wirklichkeit gar kein Getreidefresser.
Gekaufte Industrie
Gleich im Anschluss ging es nicht minder spannend weiter. Prof. Christian Kreiß führte den Tagungsteilnehmern anschaulich vor Augen, wie stark Forschungsergebnisse von Interessensgruppen beeinflusst werden. Alleine 90% aller Medikamentenstudien z.B. seien laut seinen Recherchen pharmafinanziert. Außerdem brachte er auch ein sehr bekanntes Beispiel aus den USA, wonach in 45 Großstädten zwischen 1925 und 1950 100 Straßenbahnsysteme lahmgelegt wurden. Als prominentes Beispiel gilt hier Los Angeles, das früher über ein perfekt ausgebautes Netz an öffentlichen Verkehrsmitteln verfügte. General Motors kaufte das Straßenbahnsystem auf, um der Benutzung einen Riegel vorzuschieben und so den Kauf von Fahrzeugen voranzutreiben.
Dazu veranschaulichte er noch einen Fahrplan, um wissenschaftliche Studien zu gestalten, die genau das zum Ergebnis brachten, was die Interessensgruppe auch bestätigt haben wollte. Ein wichtiger Faktor hierbei ist die Auswahl an industrienahen Forschern. Freie Forschung wird also leider immer seltener. Vielmehr soll der Geldadel bestimmen, worüber heutzutage zu forschen ist.
Von Kräutern bis Krisen
In die schmackhafte und nicht minder beeindruckende Welt an Wildkräutern entführte uns Margarete Vogl. Hier wurde einem wieder bewusst, wie oft man unerwünschtes Grünzeug salopp als Unkraut herabwürdigt, wo sich doch so viel davon perfekt für die vitalstoffreiche Vollwertkost eignet. Mit äußerst ansprechenden Bildern zeigte die leidenschaftliche Köchin aus Niederbayern, was kulinarisch alles möglich ist. Auf Spaghettisauce aus Eicheln z.B. wäre ich in meinem Leben nicht gekommen.
Mein Highlight der Gesundheitstage 2018 war der mitreißende Auftritt von Journalist Franz Alt, dem das gesamte Publikum zwei Stunden lang an den Lippen hing. Als treuer Vortragender der Tagung kannten und schätzten ihn die Teilnehmer bereits. Für mich jedoch war es das erste Mal, diesen hochintelligenten Visionär, der unglaubliche 80 Jahre zählt, live zu erleben. Sein Thema widmete sich dem Zusammenhang zwischen Energiekrisen, Klimakrisen und Flüchtlingskrisen und warum alles zusammenhängt. Politiker tendieren leider meist dazu, immer nur Einzelaspekte aufzugreifen, anstatt das große Ganze zu sehen und mehr als die nächste Legislaturperiode vorauszudenken. Franz Alt kam mit Aussagen wie „Wer den Klimawandel organisiert, darf sich über Klimaflüchtlinge nicht wundern.“ Damit spielte er natürlich auf die Industriestaaten an. In Afrika sind derzeit rund 18 Millionen Klimaflüchtlinge unterwegs. „Kriegsflüchtlinge gehen meist nach dem Krieg retour, doch wohin gehen Klimaflüchtlinge?“
Die Sonne ist immer da
Alts Kernkompetenz ist die erneuerbare Energie. Er nimmt hierzu klar Position. „Alle Energiequellen gehen irgendwann zu Ende. Die Sonne können wir nicht verbrauchen.“ Anhand von best practice-Beispielen in unterschiedlichen Ländern der Welt zeigte er, dass die Entwicklung bereits in die richtige Richtung geht. Gerade erst vor kurzem wurde das größte Solarkraftwerk der Welt in Marokko eröffnet.
Das war nur ein kurzer Auszug aus der Vortragsvielfalt. Ich bin froh, mir als meine erste Tagung genau jene zum 40 Jahr-Jubiläum der GGB ausgesucht zu haben und bin mit vielen Notizen und neuen Erkenntnissen zurückgekommen.